Image Image Image Image Image Image Image Image Image Image
Scroll to top

Top

No Comments

Aufbauprojekt: Box One Schaltkomponenten

Aufbauprojekt: Box One Schaltkomponenten

Im Rahmen unseres diesjährigen #steelisreal Aufbauprpojekts „Stanton Sherpa“ fahren wir mit der Vorstellung unserer Antriebskomponenten fort. Heute berichten wir euch von unseren ersten Erfahrungen mit dem Box One Schaltwerk und dem dazugehörigen Schalthebel. Die Testmuster aus dem Hause Sports Nut laufen mittlerweile seit gut 200 km an unserem Stanton Sherpa Stahlhardail. Zunächst wollen wir euch mit den relevanten technischen Daten versorgen, bevor wir euch unsere Praxiserfahrungen näher bringen.

Technische Daten

Alleinstellungsmerkmal Nr.1 ist der Push-Push-Schalthebel. Dieser besteht aus 6061-T6 Aluminium und einem Carbon-Nylon Verbundstoff. Das Gewicht ist mit 120 g angegeben. Egal ob hoch oder runter geschalten wird, für beide Aktionen gibt es nur einen Hebel. Dabei sollen bis zu 4 Gänge gleichzeitig runtergeschalten werden können. Hierfür muss der Hebel nach vorn gedrückt werden. Zum Hochschalten (in einzelnen Gangschritten) wird der Hebel nach innen in Richtung Steuerrohr gedrückt. Die Lenkerschelle bietet zwei verschiedene Montagemöglichkeiten mit 10 mm horizontalem Versatz auf Lenkerebene.

Auch das Box One 11-fach Schaltwerk besteht aus 6061-T6 Aluminium und Carbon-Nylon Verbundstoff. Das Gewicht gibt box mit 265 g an. Ganz in unserem Sinn darf das kleinstmögliche empfohlene Ritzel 9 Zähne und das größtmögliche 46 Zähne haben. Somit decken die empfohlen Grenzbereiche exakt die Bandbreite unserer e*thirteen TRS Race Kassette ab. Das Schaltwerk verfügt über ein Feature das box „CamClutch“ nennt. Dadurch sollen die Kettenbewegungen minimiert und gleichzeitig die Kettenspannung aufrecht erhalten werden – ähnlich SRAM Type 2 und Shimano Shadow+. Hinzu kommt eine gefederte Zugaufnahme namens „Pivot Tech“. Sturzbedingte Beschädigungen sollen dank Pivot Tech durch ein Nachgeben der Kabelaufnahme verhindert werden.

Praxiserfahrungen

Wie in unserem Aufbaupost bereits beschrieben, war die Montage ein Kinderspiel und vergleichbar mit den Konkurrenzprodukten von SRAM oder Shimano. Auffällig bei der Montage waren die schwergängigen Anschlagsschrauben am Schaltwerk. Hinzu kommt, dass das Schaltwerk keine Möglichkeit beinhaltet den Käfig festzustellen. Dies erschwert leider den Ein- und Ausbau des Hinterrades.

Auf den ersten Testkilometern zeigte sich bereits die größte Herausforderung im Umgang mit den Schaltkomponenten: Die Einstellung der Schalthebelposition am Lenker. Da für beide Schaltvorgänge nur ein Hebel verwendet wird, muss dieser natürlich möglichst einfach in die entsprechenden Richtungen bewegt werden können. Die richtige Hebelposition wird darum auch entscheidend von den persönichen Voraussetzungen abhängen. Aufgrund meiner Handanatomie habe ich mich bei der Montage letztendlich für eine Hebelposition zwischen Bremsehebel und Griff entschieden und habe dabei die Variante der Schelle gewählt, die eher zur Bremse zeigt. Der Schaltgriff ist also rechts neben der Bremse mit möglichst geringem Abstand zu selbiger.

Das Runterschalten ging von Beginn an gewohnt einfach und intuitiv. Die prophezeiten 4 Gänge in einem Schaltvorgang sind zwar theoretisch möglich, allerdings ist der Weg, den der Schalthebel dafür zurücklegen muss extrem weit. Zudem besitzt der Hebel beim Runterschalten einen sehr großen Leerweg, bevor überhaupt die Zugspannung verändert und der Schaltvorgang eingeleitet wird. Um das Ganze ins Verhältnis setzen und etwas vergleichbar zu machen, haben wir nachgemessen: Der Leerweg des Box One Hebels betrug bei unseren Messungen ca. 10 mm. Zum Vergleich, beim SRAM GX Hebel sind es lediglich 3 mm, ebenso beim SRAM X01 Hebel. Bei einem SRAM X9 Hebel (Jahrgang 2014) müssen erst ca. 8 mm Weg überwunden werden bis der Schaltvorgang iniziiert wird. In Punkto Leerweg steht hier der Box Hebel also deutlich hinten an. Je nach Einsatzgebiet mag das mehr oder wenig ins Gewicht fallen. Ich selbst mag eher ein direktes und knackiges Schaltgefühl, weshalb ich den Leerweg als etwas störend empfinde, zumal er entscheiden dazu beiträgt, dass eben nicht 4 Gänge gleichzeitig runter geschalten werden können da der Weg schlicht zu lang ist. Als praxistauglich haben sich 2 Gänge mit einem Schaltvorgang herausgestellt.

Das Hochschalten war anfangs etwas ungewohnt, allerdings kein Hindernis. Ich musste jedoch noch etwas mit der Hebelposition experimentieren um den Hebel für beide Schaltvorgänge gut erreichbar zu positionieren. Zwischenzeitlich habe ich sogar von der für das Hochschalten vorgesehenen  Druckfläche am Hebel Abstand genommen und habe einfach an die Aussenseite der Fläche gedrückt, die zum Runterschalten gedacht ist. Nach etwas Gewöhnungszeit und weiteren Positionsexperimenten hatte ich mich schließlich darauf eingestellt.

Nachdem ich den Hebel noch ein paar Grad zu mir hingedreht hatte, war schließlich alles in meinem Sinn eingestellt und die eigentliche Performance der Schaltung konnte getestet werden.

Hier zeigte sich bis jetzt, dass die Teile hervorragend funktionieren. Die Gänge wechseln präzise und auch mehrere Gangwechsel direkt nacheinander verlaufen sehr harmonisch. Nix knarzt, knirscht oder knackt. Auch vom Schaltwerk ist bis jetzt nur Positives zu vermelden. Die Kettenspannung ist zwar deutlich geringer als beispielsweise bei den bereits benannten SRAM Schaltwerken, was bis dato allerdings kein Problem war. Wir haben bisher keine Kettenabwürfe gehabt und nur im ruppigen Gelände ist ein merkliches Kettenschwingen zu registrieren. Die Performance ist davon jedoch nicht beeinträchtigt und da wir von Haus aus mit Kettenstrebenschutz unterwegs sind, gibt es auch keine unschönen Spuren am Rahmen. Von einer zusätzlichen Kettenführung konnten wir bisher absehen da das System auch ohne reinbungslos funktioniert. Wir sind gespannt ob wir die bisherigen Erfahrungen bestätigen können, wenn es in den Langzeittest geht.

Fazit

Haben es die Jungs von Box Components geschafft konkurrenzfähige Schaltungskomponenten auf den Markt zu bringen, die mit den etablierten Komponeten von SRAM und Shimano mithalten können? Aus unserer Sicht: JA! Die bisherigen 200 Testkilometer haben sehr gut funktionierende Antriebsteile offenbart.

Die Neuentwicklung hat jedoch noch Luft nach oben: Ein Verbesserungsvorschlag aus unserer Sicht ist die Beseitigung des sehr großen Leerwegs des Hebels beim Runterschalten, um ein noch direktes Schaltgefühl zu erreichen. Ebenso wünschenswert ist ein System zum Feststellen des Schaltwerks zur Erleichterung des Ein- und Ausbaus am Hinterrad. Für den Einsatz im groben Gelände wäre mehr Kettenspannung wünschenswert.

In Bezug auf den letzten Punkt wissen wir sogar bereits, dass die Mannschaft um Box Components reagieren wird. Vom deutschen Vertrieb Sports Nut haben wir auf Nachfrage erfahren, dass der CamClutch Mechanismus am Schaltwerk für 2018 überarbeitet werden soll, um eben besagte Kettenspannung zu erhöhen.

Passend zum Schaltwerk und Schalthebel bietet Box Components auch eine eigene Kassette (Abstufung von 11-46) für die Vervollständigung des 11-fach Antriebes an. Das Schaltwerk gibt es  für einen empfohlenen VK von 199,- €, den Schalthebel für 99,90 € und die Kassette für 119,00 €. Preislich steht die Gruppe aktuell somit z.B. in Konkurrenz mit einem SRAM X1 11-fach Upgrade Kit (419,- € für Schalthebel, Schaltwerk, Kassette und Kette, gesehen auf bike-components.de am 06.06.2017). Beim Gewicht sind beide Gruppen eng bei einander (Schalthebel: Box One 120 g, SRAM X1 121g; Schaltwerk: Box One 265 g, SRAM X1 256 g).

In Punkto Performance bevorzuge ich persönlich das direkte und knackigere Schaltverhalten der SRAM Gruppe. Die Box One Teile punkten im Vergleich allerdings mit dem Innovationsbonus und wir belassen sie weiterhin an unserem Projektbike. Der Push-Push-Shifter ist eine wirkliche Neuerung im aktuellen Mountainbike-Schaltungszirkus. Mit einem noch direkteren Gefühl beim Runterschalten, ohne den vergleichsweise sehr weiten Leerweg, wäre das Prinzip aus meiner Sicht noch runder. Wer weiß ob diesbezüglich noch etwas passiert bei kommenden Entwicklungsstufen. Wir sind gespannt und berichten euch natürlich wie sich die Teile im Langzeittest machen.

 

Submit a Comment