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Specialized turbo Fahrbericht

Specialized turbo Fahrbericht

Nichts war geplant – außer das ich mir ein Paar neue Handschuhe für die kalte Jahreszeit zulegen wollte. Und da stand es, das Bike meiner Begierde seit es der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Das Specialized turbo – eines der schönsten und elegantesten E-Bikes wie ich finde. Also ich gleich zum erstbesten Verkäufer gerast und gefragt ob eine Probefahrt möglich ist. Und dann saß ich auf diesem Geschoss. Auf dem Fußweg fahren – Tabu, auf dem Radweg fahren – ebenfalls Tabu. Fahren mit Helm und Führerschein – Pflicht!

Ein Nummernschild am Bike zeigte mit was man hier zu rechnen hat. Mit elektronischer Unterstützung durch den Motor mit nominalen 250W (im peak wohl etwas mehr als 600 Watt) sind bis zu 45 km/h möglich. Die Energie kommt dabei von einem im Unterrohr integrierten 342 Wh Akku. Schon ab dem ersten Zentimeter der Kurbelumdrehung arbeitet der Motor mit und schiebt kräftig nach vorn. Ich bin zwar schon mal ein normales Pedelec gefahren, aber so vehement nach vorn ging es da nicht. Auf der Gerade beschleunigt man in kürzester Zeit auf Tempo 45, zu mindest im Power-Modus. Im Eco-Modus sind im Schnitt noch entspannte 30 km/h möglich – bei 30% Systemleistung und auch bergauf!

Nach den ersten Kilometern auf dem Bike brauchte ich eine Pause. Adrenalin schoss durch den Körper, die Hände zitterten und ich dachte mir nur: „WTF“. Mit minimalem Krafteinsatz schießt das Bike mit einem Elan nach vorn, dass es seinem Namen alle Ehre macht – einfach nur turbo! Um das Bike unter Kontrolle zu haben verbaut Specialized vorne wie hinten am Aluchassis Magure MT8 mit 180 mm Bremsscheiben. Das ist bei 23 kg Bikegewicht und ca. 100 kg Fahrergewicht bitter nötig und hat in meinem Fall super funktioniert. Selbst aus vollem Tempo waren Bremsungen fast bis in den Stand kontrolliert möglich, auch der Bremsweg war vollkommen in Ordnung. Zusätzlich schaltet der Motor beim Bremsen in den Refill-Modus, wodurch sich dessen Wiederstand erhöht. Dadurch fungiert er quasi als Motorbremse. Mit der in meinem Fall aufgezogenen Slick-Bereifung sollte allerdings nicht allzu viel Dreck auf der Fahrbahn sein wenn es zu solch einer Bremsung kommt. Es soll wohl aber von Specialized noch einen Spezialreifen mit etwas mehr Profil geben. Da das Bike als Einheit verkauft wird ist hier das Aufziehen eines X-beliebigen Reifens nicht möglich. Dabei erlischt jeglicher Versicherungsschutz. Rumschrauben ist an diesem Bike nicht möglich und aus Sicherheitsgründen auch unerwünscht.

Das Ganze hat aber auch seine Schattenseiten. Ein sturer Geradeauslauf und das höhere Gewicht (23 kg) schlagen sich auf die Wenigkeit nieder, erhöhen aber die Fahrstabilität bei hohem Tempo. Ich finde der Kompromiss geht hier in Ordnung. Das viel größere Problem ist eigentlich die Akzeptanz auf der Straße. Auf den ersten Blick wird man einfach als verirrter Radfahrer wahrgenommen. Dass es sich hier rein rechtlich um ein Moped handelt wissen die wenigstens. Und so blieb es nicht aus, dass man aus Autos nur den Vogel gezeigt bekommt. Und sogar an der Ampel ließ einer die Scheibe runter und fragte, was ich denn hier bitte auf der Straße verloren hatte. Da ging die Erklärbär-Stunde los. Zwischen Rot und Grün erklärte ich dem sichtlich verwirrten Fahrer, um was es sich hier handelt. Seine Reaktion war sichtlich verunsichert. Selbst mit Nummernschild am Heck, als motorisierter Mitfahrer wird man wohl eher nicht wahrgenommen. Die nahezu perfekte Integration des Systems in die Optik eines normalen Bikes trägt sicher auch dazu bei. Man muss einfach umdenken und sich daran gewöhnen, das man möglicherweise in nächster Zeit durch aus ernst zu nehmende Bikes auf der Straße sehen wird. Dieser Prozess muss aber bei den Fahrern beider Seiten von statten gehen. Davon einmal abgesehen waren aus einigen Fensterscheiben auch staunende Blicke zu ernten.

Zusammenfassend muss gesagt werden, dass dieses Bike doch einiges an Erfahrung voraussetzt. Denn man muss zum einen deutlich vorrausschauender fahren, immer „Da“ sein und vor allem den Motor beherrschen können. Wenn man das beherzigt, ist dieses Bike das perfekte Arbeitstier um einen z.B. auf die Arbeit zu befördern. So kann man ohne großes Schwitzen entspannt auf lange Strecken zurücklegen, auch in bergigen Regionen. Aber für wen ist solch ein Bike noch interessant, welches einen zwangsweise auf die Straße verbannt und über 5000€ kostet? Ich bin mir da etwas unsicher, wenn man das Geld hat, ist es schon geil, aber solange man fit ist, kann man seine eigene Kraft nutzen. Und eh ich Überlandstraßen befahren muss, wo der Rest mit 100 km/h an mir vorbei fährt, fahre ich doch lieber Bahn. Für wenn das keine Rolle spielt, ja für den könnte sich so ein Bike vielleicht sogar rechnerisch nach einigen Jahren lohnen. Man spart ja immerhin Sprit und das monatliche Ticket für die Öffentlichen. Das muss aber wahrlich jeder für sich entscheiden. Das Specialized turbo jedenfalls ist eines der aufregendsten Bikes die ich seit langem Fahren durfte.

Vielen dank an das Team vom Bike Department Ost, welches mir das Specialized turbo zur Verfügung stellte.

Mehr Bilder von unsere Testfahrt findet ihr in der Specialized turbo Bildergalerie

 

Comments

  1. turtle

    Schöner Bericht! Bei dem Preis würde ich komplett auf mein Auto verzichten und die Tage an denen es regnet wie aus Eimern oder glatt ist wie Harry 😀 einfach auf die Öffentlichen ausweichen. Was mich aber auch auf Dauer leicht stören würde, ist das Nummernschild und der Außenspiegel, rein optisch gesehen, geht das ja mal gar nicht.

    Werde demnächst evtl. mal eine Probefahrt mit einem

    Specialized turbo S machen und freue mich auch schon auf die Adrenalinschübe 😉

  2. lightrider

    Cooler Bericht über das Turbo, vielen Dank!

    Selbst fahre ich seit bald 8’000 km mit einem +Stromer- Power 48 mit 14.5 Ah-Akku täglich zur Arbeit und zurück. Dank der Gesetzgebung in der Schweiz muss bzw. darf ich trotz der Geschwindigkeit von fast 50 km/h die Radwege benutzen und komme so den Auto- und LKW-Fahrern weniger in die Quere.

    Jeden Kilometer, den ich auf dem +Stromer- zurücklege, fahre ich nicht mit meinem Wagen.

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