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Sour Clueless goes road+

Sour Clueless goes road+

Es begann als ein stählernes Rennrad-Aufbauprojekt im Winter 2018/2019. Inzwischen ist für die Straße der Titan-Flitzer von Reilly Cycleworks da. Was passiert also nun mit dem Sour Clueless? Ich habe es endlich seiner urprünglichen Bestimmung zugeführt. Damit läuft es den anderen Rädern im Fuhrpark ziemlich den Rang ab.

Die Basis

Der Einsatzzweck des Sour Clueless wird von den Dresdener Köpfen hinter der Marke als „Road+“ beschrieben. Es ist mit Steckachsen vorn und hinten, Scheibenbremsen und genug Reifenfreiheit für 40 mm breite Pneus (ohne Schutzblech) ausgestattet. Die Geometrie des XL-Rahmens würde ich für mich bei 1,85 m Körpergröße als aufrecht und bequem bezeichnen. Vor 1 1/2 Jahren startete ich mit dem Rad als reines Rennrad für Asphalt. Eine Art der Nutzung die durchaus möglich ist, das volle Potential des Rades allerdings deutlich unterschreitet.

Ich habe mich damals für mechanische Scheibenbremsen entschieden. Die TRP Spyre in Verbindung mit den SRAM Rival Hebeln leisten weiterhin zuverlässig ihren Dienst, wobei ich nach den Erfahrungen mit der hydraulischen Shimano 105 am Reilly Titanrenner auch hier auf hydraulische Stopper gehen würde. Der SRAM Rival 1×11-fach Antrieb mit ovalem Garbaruk 42 Zähne – Kettenblatt (in der oberen Abbildung ist es noch das größere 44er Absolute Black Kettenblatt) läuft ebenfalls immer noch geschmeidig und leichtgängig. Durch das neue Rennrad im Stall musste der SQ Lab 612 ergowave Sattel meinem allerersten SQ Lab 611 active Modell weichen. Trotz der Gewöhnung an die zusätzliche Stufe des Ergowave Modells, funktioniert auch der „alte“ 611er Sattel noch erstaunlich gut für meinen Hintern. Die DT Swiss Laufräder laufen rund und auch sonst gibt es bislang keine funktionalen Einschränkungen.

Der Umbau

Nach zahlreichen Kilometern und zwischenzeitlichen Triathlon-Ambitionen wuchs der Wunsch nach einer schnelleren Rennmaschine, ohne sich jedoch mit einem reinen Zeitfahrrad zu sehr einzuschränken. Darum kam in diesem Jahr das Reilly T325D zum Fuhrpark hinzu. Wie es mit diesem Rad bis dato läuft, könnt ihr im entsprechenden Bericht nachlesen.

Das persönliche Umfeld und die Neugier führten schließlich dazu, dem Clueless ein bisschen mehr Aufmerksamkeit zu widmen und das Rad umzugestalten. Es sollte mich zuverlässig als Transportrad zur Arbeit und zurück bringen, weshalb ich mehrere Taschen brauchte. Ebenso wollte ich mehr Flexibilität um auf verschiedenen Untergründen schnell und sicher fahren zu können. Hauptstellschrauben waren also die Bereifung und Packtaschen.

Die Bereifung

Vor einigen Jahren war ich noch ein absoluter Verfechter von Schlauchsystemen an allen Rädern die ich fuhr. Mittlerweile bin ich beim Mountainbike nur noch tubeless unterwegs, hatte jedoch gedanklich immer noch die Trennung im Kopf: Gelände mit wenig Druck –> tubeless, Straße mit vergleichsweise hohem Druck –> Schlauch. Auch beim Umbau des Clueless wollte ich diesem Glaubenssatz treu bleiben, doch dann kam der neue Reifen. Nach ein paar Recherchen und Gesprächen mit Leuten aus meinem Zweiradumfeld fiel die Wahl auf den WTB Riddler in 37 mm Breite. Der Reifen hat kleine und eng bei einader liegende Mittelstollen, sodass er im Gelände und auch auf Asphalt gute Rolleigenschaften besitzen soll. Gleichzeitig verfügt er über relativ hohe Seitenstollen um auch im Gelände, auf Schotter und in Kurven ausreichend Grip liefern zu können.

Ich zog die Reifen zunächst wie immer mit Schlauch auf die Felge auf. Bereits vor der ersten Probefahrt stellte ich fest, dass beide Reifen nicht gerade in den Felgen saßen. Und egal was ich auch probierte, von Massieren, über extrem hohen Druck und gutem Zureden, es änderte sich nichts daran und der Reifen war so für mich nicht fahrbar. Dieser Zustand veranlasste mich ein bisschen die Experimentierfreude herauszukehren. Ich hatte zufällig noch Tubeless-Ventile im Haus, das Felgenband war bereits für eine Tubeless-Montage geeignet und Dichtmilch habe ich sowieso immer am Start. Der WTB Riddler ist natürlich auch Tubeless-kompatibel. Einziger Unsicherheitsfaktor war die Felge. Da ich online keine Informationen zur Tubeless-Tauglichkeit der DT Swiss R522 finden konnte vertraute ich auch hier auf meine privaten Kontakte, die mir grünes Licht gaben.

Danach ging alles ganz schnell: Luft raus, Reifen und Schlauch runter, Ventile rein, Reifen zur Hälfte drauf, Dichtmilch rein, Reifen komplett auf die Felge drauf und Luft rein. Der erste schöne Moment: Das Tubeless-typische Ploppen, wenn der Reifen in die Felge springt. Der zweite schöne Moment: Ein harmonischer Sitz des Reifens auf der Felge, sowohl vorn als auch hinten. Und schließlich der dritte schöne Moment…

Das Fahrverhalten

…die erste Probefahrt. Allen Tubeless-Skeptikern kann ich nur ans Herz legen: Fahrt euer Standard-Rad mit Schlauch im Reifen, baut am selben Tag auf Tubeless um und macht gleich eine Testfahrt. Hier werden meiner Meinung nach auch die letzten Skeptiker einen Aha-Moment erleben! Angefangen vom Abrollgeräusch bis hin zum, wie ich finde, deutlich spürbaren verbesserten Rollverhalten überzeugt mich das Tubeless-System auf ganzer Linie. Wenn dann noch alles dicht ist (und bleibt) und das System auch im Langzeittest überzeugen kann, ist alles im grünen Bereich. Ich für meinen Teil kann sagen, dass ich seit dem Umbau immer noch pannenfrei unterwegs bin. Ich muss zwar häufiger nachpumpen als zuvor, da ich jedoch sowieso vor jeder Fahrt den Reifendruck kontrolliere ist das kein Problem für mich. Wenn ich mit Gepäcktaschen unterwegs bin, fahre ich den Reifen (28″ x 37 mm) aktuell mit 3,4 bar hinten und 3,2 bar vorne. Mit diesem Setup rollt der Reifen gut und schnell auf Asphalt und auch im Gelände komme ich damit gut zurecht. Bisher bin ich mit dem neuen Setup neben asphaltierten Straßen auch auf leichtem bis mittlgroben Schotter unterwegs gewesen. Ebenso gab es vereinzelt Waldwege mit Wurzeln und unfreiwillig auch ein paar steile Singletrails bergab. Fahrbar war bisher alles mit dem Rad. Besonders Spaß gemacht hat vor allem das Rollverhalten auf leichtem, feinen Schotter. Hier ist die Kombination aus leichten Rolleigenschaften und den „Wühlmöglichkeiten“ des Profils aus meiner Sicht am besten. Wenn es mit Wurzeln, großen Steinen und Co. wilder wird, steht außer Frage, dass ich an der Stelle lieber auf das Mountainbike umsatteln würde. Wenn es sich nicht vermeiden lässt, komme ich mit angepasster Fahrweise allerdings auch dort defektfrei und wohlbehalten mit dem Clueless durch.

Packtaschen

Der Transport von Kleidung, Essen und weiteren notwendigen Dingen für den Arbeitsalltag beschäftigte mich schon vor dem Wechsel der Bereifung. Die klassichen Packtaschen am Gepäckträger rauben aus meiner Sicht dem Fahrrad sowohl die Romantik, als auch die positiven Fahreigenschaften. Genauso unangenehm empfinde ich auf dem Weg zur Arbeit einen vollgepackten Rucksack. Darum sollten es, ganz dem aktuellen Bikepacking-Trend entsprechend, Packtaschen für Rahmen, Sattelstütze und ggf. für den Lenker sein.

Restrap Bags

Bei der Auswahl der Packtaschen war mir wieder das kleine besondere Tüpfelchen Individualität wichtig, weshalb ich bei den Taschen von Restrap gelandet bin. Ein Unternehmen, das alle Taschen komplett in Handarbeit in Leeds/Yorkshire (UK) fertigt. Für den Start in die Welt des Bikepackings habe ich mich für die große Rahmentasche (4,5 l)  sowie die große Satteltasche entschieden. Das Holster an der Sattelstütze ist kombinierbar mit einem 8 l oder 14 l Packsack, die ich, wie auch die Taschen, bei unserem Regionalpartner Fahrrad Eberhardt in Gotha bezogen habe.

Die große Rahmentasche besteht aus 1000D Cordura, einem speziellen Nylongewebe. In Verbindung mit einem VX21 Gewebe sollen alle Taschen somit komplett wasserdicht, besonders abriebfest und leicht sein. Komplett wasserdicht sind laut Hersteller auch die Reißverschlüsse. Die Rahmentasche wird lediglich über Klettverschlüsse und mehrere Bänder, ähnlich einem Spanngurt, am Rahmen befestigt und es sind keine Schrauben oder Aufnahmen am Rad notwendig.

Die Satteltasche von Restrap ist zunächst nur ein Holster für Packsäcke verschiedener Größe. Auch hier sind keine Schrauben oder Aufnahmen nötig. Restrap bietet verschiedene Serien ihrer Taschen an, wobei sie sich in Größe, Farbe und Varianten unterscheiden. Die Satteltasche gibt es in zwei Größen. Die große Variante kann Packsäcke von bis zu 14 Litern aufnehmen. Die kleine Tasche fast Packsäcke bis zu 8 Liter. Daneben gibt es noch eine „Race“ Variante mit 7 Litern und eine kleine kompakte Tasche für die Sattelstütze, die allerdings für mich nicht in Frage kam. Da das große Holster auch noch kleine Packsäcke bis zu 5 Litern aufnehmen kann schien mir diese Variante zweckmäßiger und ich habe mich dafür in Verbindung mit zwei verschieden großen Packsäcken entschieden. Neben den Schnallen zur Befestigung des Holsters und zum Fixieren des Packsacks, wird das Holster über magnetische Verschlüsse an den Seiten und an der Oberseite gesichert.

Ein für mich ebenfalls wichtiges Kriterium wurde mir vom Kundensupport positiv beantwortet. So sind alle Restrap Packtaschen frei von tierischen Produkten und somit auch für Pflanzenfresser geeignet. Auch das Lederlabel ist synthetisch und somit kein Problem. Ebenso wie die Rahmentasche, soll auch das Satteltaschenholster besonders robust und strapazierfähig sein.

Auf der Straße und im Gelände

Nach inzwischen gut einem Jahr Nutzung der Packtaschen von Restrap und den ersten 500 km mit dem Tubeless-System in diesem Jahr, kann ich heute sagen, dass bisher alles reibungslos funktioniert. Die Tubeless-Bereifung ist einfach immer wieder ein Traum in Bezug auf die Rolleigenschaften, egal auf welchem Untergrund. Das Profil des Reifens konnte ich noch nicht an seine Grenzen bringen. Ich bin bisher nur bei trockenen Verhältnissen auf der Strasse und im Gelände gefahren. Hier zeigten die Reifen allerdings immer eine souveräne Performance, und dass auch auf Schotter, Wurzelpisten und mehr oder minder befestigten Wald- und Wiesenwegen. Einzig die Auffahrt zum großen Hörselberg, die stellenweise recht Steil und mit grobem Schotter versehen ist, lies die Reifen mal durchdrehen. Doch diese Extrembedienungen kommen erstens selten vor und würden zweitens sicher auch andere Reifen an ihre Grenzen bringen.

In den letzten Wochen war auch mein Privat- und Arbeitsleben durch das Corona-Virus geprägt. Ein zumindest für mich positiver Aspekt war, dass ich durch die veränderten Arbeitsbedingungen in der Schule häufiger mit dem Rad auf Arbeit und wieder nach Hause fahren konnte. Dementsprechend hat auch das Sour Clueless öfter als Transportmittel und Packesel herhalten dürfen.

Auch bei der wiederholten Nutzung der Restrap-Taschen zeigten diese bisher keine Schwächen in Bezug auf ihre Robustheit und Langlebigkeit. Den einzigen Kritikpunkt den ich bisher bei den Taschen feststellen konnte war der Verschluss des Holsters an der Satteltasche, der den Packsack gegen das Herausrutschen nach hinten sichern soll. Der Verschluss ist zunächst magnetisch. Die Länge des Gurtes lässt sich über eine kleine Lasche verlängern und verkürzen. Leider hält diese Lasche den Gurt nicht in der eingestellten Position sondern löst sich bei der Fahrt. Darum muss man den Gurt nachdem die richtige Länge eingestellt wurde sicher verknoten, damit auch alles an Ort und Stelle bleibt.

Die Rahmentasche nutze ich vor allem für Werkzeug und Ersatzteile. Ebenso für die notwendige Beleuchtung und die Akkus, die ich zumindest morgens brauche, wenn ich in der Dämmerung losfahre. Hier habe ich gemerkt, dass ich die Tasche nicht zu sehr bepacken darf. Wenn diese zu sehr in die Breite geht, schleifen nämlich die Knie daran. Die Satteltasche wird schließlich vollgestopft mit Essen, Wechselkleidung und Dingen die ich sonst noch so für die Arbeit brauche.

Entweder man hat viel Platz, oder man muss besser Ordnung halten. Da ich eher zur ersten Fraktion gehöre, experimentiere ich aktuell noch mit Lenkertaschen von Apidura und Zefal. Wenn der Arbeitstag länger wird oder das Wetter unbeständig ist, bin ich gern vorbereitet auf alle Eventualitäten. Und dann ist zusätzlicher Stauraum Gold wert. Meine Erfahrungswerte dazu sind bisher sehr positiv. Das Cockpit mit Licht, Klingel und Radcomputer muss etwas umorganisiert werden, wenn eine zusätzliche Tasche am Lenker baumelt. Der zusätzliche Stauraum ist es allemal wert.

Die Apidura Lenkertasche „Expedition Pack“ hat den großen Vorteil, dass an ihr noch eine kleine Tasche aufgesetzt werden kann („Accessory Pocket“), die sich schnell und einfach lösen lässt. Hier könnte bei längeren Touren Geld, Telefon und Schlüssel Platz finden und die Tasche ließe sich bei Pausen immer wieder schnell und einfach mitnehmen. Nachteil der großen Apidura Tasche ist, dass diese einmal befestigt nur recht umständlich wieder gelöst werden kann, wenn man etwas in die Tasche reinpacken oder rausholen will. Man kann den Packsack zwar beidseitig öffnen, am Lenker montiert ist der Zugang trotzdem recht umständlich.

Das ist bei der Zefal Tasche „Z Adventure F10“ anders. Diese ist zunächst auch eher ein Holster und der Packsack lässt sich schnell und einfach über einen Klettverschluss daran befestigen. Zusätzlich gesichert wird dieser dann mit zwei Bändern, die den Packsack umschließen.

Gravel Gran Fondo

Mindestens einmal im Jahr nehme ich mir vor eine große Runde zu fahren, also 100 km + X. Meist klappt das bei mir nur im Sommer, bisher immer auf dem Rennrad.

Im August habe ich meine Tradition mit dem Sour Clueless im Gravel-Modus umgesetzt. Bereits einige Tage zuvor habe ich eine Strecke auf KOMOOT geplant und auf den Garmin Edge 530 übertragen. Am Vorabend habe ich schließlich alle Klamotten bereit gelegt, die Lampenakkus aufgeladen und habe einen letzten Bike-Check durchgeführt. Die große Restrap Rahmentasche nutze ich für umfangreiches Werkzeug, Notfallschläuche für die Reifen, den Akku der Busch+Müller Lampe (IQ Speed Premium) an der Front und das Smartphone. Den großen Packsack am Sattel füllte ich mit Essen und Wechselkleidung. Am Lenker befestigte ich noch den Apidura Snackpack („Food Pouch“) für Notfalltrinkflasche Nr.3. Bei der Streckenplanung auf Komoot wurde ich auf Passagen hingewiesen, wo das Radfahren nicht möglich sein sollte bzw. wo ich das Rad angeblich hätte tragen müssen. Darum packte ich sicherheitshalber noch ein paar leichte Wechselschuhe ein. Doch meine Formulierung im Konjunktiv verrät bereits: Ich bin alles durchgefahren.

Geplant war eine Runde von Erfurt nach Gotha, weiter auf den großen Hörselberg und auf dem Rückweg noch einen Abstecher auf die Mühlburg. Mein Plan war es morgens um 6 Uhr zu starten, damit ich noch vor der Mittagshitze wieder da bin. Da es an dem Tag doch deutlich kühler war als befürchtet musste ich zunächst meine Garderobe anpassen. Gleichzeitig konnte ich bei der Startzeit etwas nachlässiger sein und brach erst kurz vor 7 Uhr auf.

Die Fahrt startete sehr angenehm. Am Sonntagmorgen kann man tatsächlich entspannt durch die Erfurter Innenstadt fahren. Nach dem ersten kleinen Hügel hinauf zur Messe wurde es erstmal sehr flach und windig bis Gotha. Es rollte allerdings ganz gut und der Fahrbahnbelag war überwiegend asphaltiert. Vor Gotha dann der erste und einzige Mini-Defekt: Der Halter des TACX Falschenhalters am Sitzrohr beendete kurzfristig seine Verbindung zum restlichen Flaschenhalter. Ich muss dazu sagen, dass der Halter bereits einige Jahre alt war und ich die Bruchstelle bereits einmal zu Hause notdürftig geklebt hatte. Ich hätte es wohl bleiben lassen sollen. Auf jeden Fall musste ich somit eine Flasche in meiner großen Rückentasche der Jacke verstauen. Glücklicherweise hatte ich noch den Apidura Snachpack mit einer weiteren Flasche am Lenker. Die vollen Flaschen konnte ich so später am Rad befestigt lassen und habe nach deren Leerung die erste Flasche einfach mit in den großen Packsack gesteckt, der noch reichlich Luft hatte.

Hinter Gotha folgten die ersten kleinen Anstiege und es begann zu nieseln. Das erste „HIGH-light“ war schließlich die Auffahrt zum großen Hörselberg. Pünktlich zu den ersten harten Höhenmetern wurde der Bodenbelag so richtig schlecht. Grober und rutschiger Schotter machten die Auffahrt besonders reizvoll. Ein Reh auf halber Strecke lenkte mich ein wenig vom Laktat in den Beinen ab und führte zu einer kurzzeitigen Entspannung. Teile des Weges bin ich tatsächlich im Zick-Zack gefahren da mir der direkte Weg nach oben zu steil war. 17,4 % in Verbindung mit dem anspruchsvollen Untergrund haben mir an dieser Stelle die Gipfelstürmung schon als Herausforderung erscheinen lassen. Umso schöner war es, also ich oben war. Wobei das Wetter die Stimmung ein wenig getrübt hat. Es war immernoch kühl, windig und leicht regnerisch. In Verbindung mit der schweißtreibenden Auffahrt habe ich darum nur die obligatorischen Gipfelfotos gemacht, habe meine Kohlenhydratspeicher mit meiner neuen Geheimwaffe (Hirsebrei) aufgefüllt und habe mich an die Weiterfahrt gemacht.

Danach hatte ich einen kurzen Moment der Wehmut. Die vorgeschlagene Abfahrt auf dem Garmin Edge 530 wäre perfekt fürs Mountainbike gewesen. Ein wunderbarer schmaler Trail mit kleinen Absätzen und recht steilen Passagen hätte sich sicher über bereite Reifen und etwas Federweg gefreut. So musste ich mit Sack und Pack und noch über der Hälfte der geplanten Strecke vor mir eher auf Nummer Sicher gehen und zuckelte langsam mit den Fingern an den Bremsen herunter. Irgendwann wird das aber sicher nochmal mit dem Mountainbike in Angriff genommen.

Die folgenden Streckenabschnitte Richtung Mühlburg rollten sehr gut und nun folgten endlich auch ein paar Streckenabschnitte mit leichtem Schotter und unbefestigten Wegen. Auch wenn der WTB Riddler im tubeless Modus ebenfalls auf Asphalt schon gut rollt, so macht er doch erst so richtig Spaß, wenn er sich durch kleine Steinchen und Dreck schieben kann. So fuhr ich gleichmäßig und entspannt weiter in Richtung Mühlburg. Auch dort folgte wieder ein apruppter Belagwechsel mit beginnenden Höhenmetern, diesmal hin zu schlechtem Kopfsteinpflaster. Schon etwas ermüdet kam mir dieser Anstieg auch steiler vor als noch zum Hörselberg hinauf. Strava sagte allerdings im Nachhinein, dass er maximal nur 16 % Steigung hatte. Doch auch diesen Anstieg konnte ich durchfahren. Ich bin zwar am Überlegen ob ich nun an der Übersetzung doch noch etwas ändern werde, aber insgesamt sind solche Klettereien ja schon eher die Ausnahme. Abgesehen von den beiden gefahrenen Stichen bin ich mit dem 42er Blatt vorn und der 11-36 Zähne Kassette hinten sehr zufrieden um komme insgesamt gut damit zurecht. Ich werde damit zwar keinen Sprint gewinnen und auch keine 100 Umdrehungen pro Minute in steilen Bergaufpassagen fahren können, in der Summe deckt diese Übersetzung meinen üblichen Einsatzbereich jedoch gut ab.

Die Abfahrt von der Mühlburg hätte wieder ein verführerrischer Trail sein können. Diesmal entscheid ich mich jedoch für den gleichen Weg, den ich auch nach oben gefahren war.

Die letzten Kilometer von Mühlberg zurück nach Erfurt waren weitestgehend wieder bekannte Gefilde. Auch überwiegend auf asphaltierten Straßen und Radwegen rollte ich bei 115 km wieder zu Hause ein.

Was hätte diese große Runde noch angenehmer gemacht? Am Rad selbst fällt mir da wenig ein. Vielleicht tatsächlich noch eine kletterfreundlichere ÜBersetzung. Noch ein großes 42er oder 46er Ritzel an der Kassette als Notfall-Klettergang oder eben doch „nur“ ein 40er Blatt vorn? Aber wie schon gesagt war alles ingesamt fahrbar. Einzige echte Problemzone war in der Folge und am Tag danach mein Hintern. Entweder brauche ich eine Salbe oder Creme dafür, oder muss doch nochmal mit verschiedenen Sätteln experimentieren. Diese Runde endete für meinen Allerwertesten leider durchaus schmerzhaft.

Zusammenfassung

Ich glaube ich muss mich beim Sour Clueless entschuldigen. Dafür, dass ich es so lange nur auf der Straße gefahren bin und somit sein volles Potential nicht ausgeschöpft habe. Wahnsinn was ein Reifenwechsel und die Umrüstung auf tubeless bewirken kann. Nicht, dass das Rad vorher nicht schon Spaß gemacht hätte. Der Umbau war trotzdem nochmal ein deutliches Upgrade. Aktuell fahre ich mit dem Rad die meisten Kilometer und es macht jedes Mal wieder Spaß aufzusteigen. Egal ob auf dem kurzen Weg zur Arbeit oder auf einer Gran Fondo Gravel Tour durchs Thüringer Land. Das Sour Clueless läuft zuverlässig, ich bin nun weitaus flexibler bei der Gestaltung meiner Touren was den Fahrbahnbelag angeht und es macht weiterhin richtig Spaß.

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