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Über den Wolken und auf dem harten Asphalt von Los Llanos: Eine Tagestour auf La Palma.

Über den Wolken und auf dem harten Asphalt von Los Llanos: Eine Tagestour auf La Palma.

Der erste Strandurlaub mit der Freundin auf einer kanarischen Insel, verziert mit einer Biketagestour im Rundum-Sorglos-Paket, so war es geplant. Was wir auf unserer Tour mit Sigi von Magic Bike erlebten und warum der schwerste Sturz des Tages erst nach der eigentlichen Tour verzeichnet wurde, zeigt euch mein kleines Urlaubstagebuch.

Bereits im letzten Jahr sprach ich mit Steffi oft über unseren geplanten Sommerurlaub. Für Steffi war klar, Sie braucht Strandurlaub. Da ich tatsächlich noch nie Urlaub am Strand gemacht habe, abgesehen von ein paar kurzweiligen Besuchen an Nord- und Ostsee, war ich grundsätzlich dafür aufgeschlossen. Allerdings wollte ich die schönste Zeit des Jahres nicht ohne ein bisschen Zweiradvergnügen zubringen. Also musste ein Kompromiss her. Da ich von La Palma bis dato schon diverse Erfahrungsberichte hatte und auch eindrucksvolle Bilder gesehen hatte, schien es das perfekte Urlaubsdomizil. Gebucht hatten wir den Spaß schließlich im März und seit dem stieg die Vorfreude auf Urlaub Strand und mehr. Auch Steffi war von der Fahrradidee angetan, sodass wir beide recht optimistisch nach vorn schauten. Wir überlegten auch unsere eigenen Bikes mitzunehmen, aber die zusätzliche Investition von Karton oder edler Biketasche fiel aus finanziellen Gründen flach, zumal sich unsere Fluggesellschaft gern eine goldene Nase am Zusatzgepäck verdienen wollte, was wir an dieser Stelle nicht unterstützen wollten. Demzufolge musste eine Tour mit Guide und Leihbikes her. Da für Steffi Urlaub wortwörtlich in massivem Umfang Erholung bedeutet, wollten wir zusammen auch keine Rekorde aufstellen, was das Sammeln von Höhenmetern betrifft. Es sollte eher entspannt bergab durch die herrliche Landschaft der Insel gehen. Unsere Recherchen ergaben, dass wir bei Magic Bike La Palma das finden sollten, wonach wir suchten. Also mit ein paar Eckdaten und einem kurzen Emailkontakt die Rahmenbedingungen klar gemacht und weiter auf den Urlaub gefreut.

Nach einem Umsteigemarathon von München, über Madrid, über Teneriffa, kamen wir schließlich Ende Juli an einem Montagabend auf der Insel La Palma an. Nach 10minütiger Taxifahrt waren wir schließlich auch im Hotel angelangt und vielen zeitnah ins Bett. Bereits am kommenden Tag genossen wir die außergewöhnliche Landschaft unseres Urlaubsdomizils und nach ersten Erkundungstouren fasten wir den Entschluss Los Llanos zu erkunden, wo wir uns auch mit Sigi von Magic Bike am darauffolgenden Tag treffen wollten. Unser Weg führte uns dabei mit dem Bus einmal quer über die Insel, wobei wir hier schon ansatzweise die Vielfalt der lokalen Pflanzenwelt und Topografie erfahren konnten. In Los Llanos angekommen gingen wir geradewegs zum Bikecenter und sprachen alle Details der Tour mit Sigi ab. Da gerade zwei Gleichgesinnte bei Sigi übernachteten und ebenfalls verschiedene Touren planten, schlossen wir uns zusammen und machten uns ein Treffen für Donnerstag aus. Ab diesem Zeitpunkt wurde es spannend, vor allem für Steffi. Die Eckdaten waren zwar gut abgesteckt – Tour, mit Guide, keine Höhenmeter sondern Singletrails von Berg nach Tal – aber ein unbekanntes Terrain mit fremdem Bike hält immer Überraschungen bereit. Während bei mir entsprechend die Vorfreude stieg, war Steffi zugegeben eher skeptisch.

Am Tag des Geschehens packten wir die Grundlagen unserer Bikeausrüstung und stiegen wieder in den Bus. In Los Llanos angekommen trafen wir die weiteren Mitstreiter beim Frühstück und kamen zeitnah ans Eingemachte, zumindest was die Vorbereitungen betraf. Auswahl und Einstellung der Leihbikes und die Ausgabe weiterer Schutzausrüstung stand auf dem Plan. Unterm Hintern hatten wir das Banshee Rune in 26“. Für mich nach langer Zeit Großradfahren eine Umstellung, für Steffi dahingehend ein Novum, da sie „noch nie einen so schweren Bock gefahren ist“ und zudem allgemein noch nicht so viele verschiedene Räder gefahren ist. Dazu gab es noch Protektoren für Ellenbogen und Knie und den Rest hatten wir dabei. Nachdem wir schließlich alle und alles beisammen hatten ging es ab in den Bikeshuttle, ein Kleinbus für die Menschen vorn, ein ausgeklügelter Anhänger Marke Eigenbau für die Bikes hinten dran.

 Der erste Trail startete vom Mirador de Llano Jable, ein unbeschilderter Abschnitt, der gleich eine Besonderheit der Insel offenbarte. Wie Schlittenfahren im Tiefschnee, war das Biken hier oberhalb der Wolkengrenze in dem tiefen sandigen Untergrund. Ungewohnt, aber durchaus spaßig, wenn man sich einmal daran gewöhnt hatte. Der Ausblick dabei war schlicht atemberaubend! Der Blick auf die Westküste der Insel, die Berge, die Wolken, die Vegetation. Da kann ich nur die Bilder für sich sprechen lassen. Nach dem „Warmrollen“ im Vulkansand setzte sich unser Trail nach der Piste Cabeza de Vaca in einem Bachbett ( LP 14.1) fort. Hier gab es erste Grundsatzdiskussion dazu, wann ein Trail eigentlich flowig ist und wann nicht. Steffi, die sich im oberen sandigen Abschnitt wacker geschlagen hatte, freute sich auf die Aussicht, dass es im unteren Abschnitt auf festem Untergrund weiter gehen sollte. Aber fest, heiß nicht gleich flowig, wie wir feststellen durften. Während Sigi und die Jungs die Vorhut übernahmen, blieb ich nach Absprache eher bei Steffi, fuhr immer etwas vor, wartete an taktisch günstigen Stellen auf sie und fuhr dann weiter. Das Bachbett stellte sich unterm Strich doch als recht verblockt heraus. Grundsätzlich ist das kein Problem und wenn man über das notwendige know how verfügt, kann man auch das flüssig fahren, aber nachdem Steffi auch einmal unsanft in diesem Bereich abgestiegen war, war der Rest des Trails für sie eher eine Wanderung mit Bike, als eine Tour. Unsere geduldigen Mitstreiter warteten immer nach kurzen Teilabschnitten, sodass wir trotzdem gut zusammen geblieben waren. Alle Beteiligten nahmen es mit Humor, nur hinter Steffis Gedanken konnten wir dank der verspiegelten Sonnenbrille nicht so richtig schauen. Das Bachbett zog sich einige Kilometer hin bis nach San Nicolas entlang des San Juan Stroms, bis wir schließlich wieder einen befestigten Weg erreichten, der uns zu unserem Kaffeepausenplatz in Jedey führte. Im Anschluss ging es nochmal durch ein flacheres Flussbett bis wir uns wieder mit dem Shuttle trafen. Bis hierhin hatte Steffi zumindest immer mal die Option auf Straßendownhill und Mitfahren, was sie auch entsprechend in Anspruch nahm und wobei ich sie ab und zu auf der Straße begleitete. Ich für meinen Teil hatte großen Spaß mit dem Banshee, das sich geschmeidig unter mir überall dort hin bewegen ließ, wo ich es haben wollte. Was mir anfangs im Sand gar als etwas nervös vorkam – was kein Wunder sein sollte beim Sprung von einem 29er auf einen 26er Boliden – stellte sich in den entsprechenden Passagen als willkommene Wendigkeit des Rades heraus. Sowohl in den verblockteren Teilstücken, als auch in flacheren Abschnitten lief das Rad flüssig und zielstrebig in Richtung Tal. Am Ende der ersten Tour, fast in Puerto Naos angekommen, stellten wir Steffi die Gretchenfrage, ob sie denn noch eine Runde fahren wolle. Ich, seelisch und moralisch schon beim Ausziehen der Schoner, staunte nicht schlecht, als sie sich dazu entschied noch einmal mit auf den Berg zu wollen, auch nachdem Sigi versprochen hatte, dass der zweite Trail entspannter zugehen sollte. Also alles im Geiste wieder angezogen und rein in den Bus!

Die zweite Tour startete wieder am Mirador mit einem fulminanten Ausblick. Auch hier begannen wir wieder mit einem Sandsurf, diesmal über die Hexenebene, ein Schauspiel für sich, bis wir den Marathontrail erreichten. Dieser stellte sich tatsächlich als wesentlich flowiger heraus, als unsere erste Tagesaufgabe war und ließ sich locker flockig fahren. Steffi hat hier ca. 90% des Trails auch selbst unter die Räder genommen, auch wenn es für sie nach eigener Aussage immer noch anspruchsvoll war. Der Trail führte durch staubtrockene aber wunderschöne Kiefernwälder bis nach Tacande/El Paso. In den Wald waren schöne Anlieger eingezogen, kleine Sprungmöglichkeiten für die Ambitionierten und eine abwechslungsreiche Linienführung. Zum Schluss folgte noch ein schneller Asphaltabschnitt zurück nach Los Llanos wo unsere Tour mit Erfrischungsgetränken im Cafe Eden enden sollte. Vorher allerdings, wollte Steffi nochmal auf Kuschelkurs gehen. Nachdem die beiden Trails nicht nur körperlich ihre Spuren hinterlassen hatten, schwand offensichtlich auch die Konzentration bei uns beiden. Als mich Steffi auf der Straße überholte und auf gleicher Höhe neben mir weiter fuhr, wurde der Platz für mich merklich enger auf der Strasse, sodass ich keine Ausweichmöglichkeit mehr hatte. Noch ein kleiner Schlenker mit dem Lenker genügte und es war passiert. Die Lenker verhakten, ich stolperte mehr oder minder über mein Rad und Steffi…flog! Undekorativ auf dem Asphalt gelandet schoss mir erst eine Unmutsbekundung über die Lippen, bevor ich sah, wo Steffi gelandet war und ich nach ihrem Wohlbefinden fragen konnte. Mit einem Lachen stand sie auf und hatte glücklicherweise keine bleibenden Schäden davon getragen. Allerdings begleitet sie noch bis heute, gut zwei Wochen nach der Tour, eine „schöne“ Erinnerung auf der Schulter, wo sie sich eine großflächige Schürfwunde mitnahm, sowie ein ähnlich großer Bluterguss auf dem Oberschenkel. Die Getränke im Cafe Eden waren dementsprechend nur ein Tropfen auf den heißen Stein für sie, aber auch der Sturz war Grund genug um in den folgenden Tagen gepflegt die Seele baumeln zu lassen. Jetzt war auch ich bereit für den Strandurlaub.

Unterm Strich hatten wir an dem Tag einmal ca. 1200Teifenmeter und einmal gut 900Tiefenmeter hinter uns gebracht. Höhenmeter bewältigten wir gefühlt nur einen, nämlich zweimal einen halben Meter beim Einsteigen in den Shuttlebus. Aber den haben Steffi und ich durch den Sturz wieder ausgeglichen. Insgesamt ist das Fazit eher zweigeteilt. La Palma besitzt, wie Sigi so schön sagte, eben den „La-Palma-Flow“, nicht zu vergleichen mit anderen Trails die ich bisher unter die Stollen genommen habe. Aber gerade dieses Unvergleichbare macht meiner Meinung nach diese Insel und das Biken dort aus. Ein Wechsel verschiedenster Vegetationen, Untergründe und Beschaffenheiten sowie ein traumhaftes Panorama gepaart mit anspruchsvollen Trails lassen mich ein Wiederkommen auf jeden Fall anstreben. Ungeübten oder noch etwas unerfahreneren Bikern sei empfohlen, sich genau zu informieren, was man auf La Palma fahren kann. Sigi bietet beispielsweise Freeridewochen an, wobei er zu Beginn genau schaut welches fahrtechnische Niveau die Leute haben, bevor er mit ihnen weitere Trails erkundet. Bei uns war das in diesem Fall leider aufgrund der Tagestour nicht möglich. An der Stelle nehme ich auch auf meine Kappe, dass ich das nicht gut genug vorbereitet habe. Auch wenn es für mich super gepasst hat, kam Steffi doch nicht ganz auf ihre Kosten. Ich habe abwechslungsreiche Trails fahren dürfen und bin sicherlich auch stellenweise an meine Grenzen gekommen, konnte allerdings die meisten Sachen durchfahren. Für Steffi war es in diesem Fall aufgrund des neuen Rades und des unbekannten Terrains eine sehr große Herausforderung, wobei sie jedoch unterm Strich auch gestärkt daraus hervor gegangen ist. Darum bleibt La Palma auf jeden Fall eine TOP Adresse, egal ob es ein reiner Bikeurlaub werden soll, oder jemand einen Strand-Zweirad-Kompromiss sucht. Die Adresse von Magic Bike in Los Llanos können wir zudem für Zweiradaktivitäten uneingeschränkt empfehlen. Gutes Material, super Betreuung und zudem auch die Möglichkeit dort gemütlich zu übernachten und gleich „von Haus aus“ losbiken zu können machen einfach Spaß. La Palma – gern wieder!

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